Jürgen Axel, viele kennen dich von unseren Pflanztagen oder wenn du mit Spaten und Handschuhen unterwegs bist. Aber stell dich doch bitte einmal persönlich vor. Wer bist du – und wie bist du zum ORPLID gekommen?
Axel Ich bin Axel, 66 Jahre alt, naturverbunden, Familienmensch und seit vielen Jahren ORPLID-Mitglied. Ursprünglich hat mich der Sport hierhergeführt, geblieben bin ich wegen der Atmosphäre und Gemeinschaft. Das Gelände war für mich immer ein Ort, an dem man runterfahren und gleichzeitig aktiv sein kann – irgendwann wollte ich mich stärker einbringen.
Jürgen Als Fachwart für Nachhaltigkeit, Ökologie und Umwelt bist du für einen großen, wichtigen Bereich verantwortlich. Was genau gehört dazu?
Axel Mein Aufgabenfeld ist breit. Ich berate Vorstand, Geländewart und Bauausschuss bei allen Fragen, die Bäume, Natur- und Umweltthemen betreffen. Dazu halte ich Kontakt zu Forst, Grünflächenamt, dem LSB Hessen und Umweltverbänden. Und ich recherchiere Förderprogramme, die wir für unser Gelände nutzen können – damit wir Naturpflege und Modernisierung finanziell stemmen können, ohne den Verein zu belasten.
Jürgen Ich spreche ja gern von „meinem grünen Dach“, diesem geschlossenen Blätterdach, das wir früher über dem Gelände hatten. Das steht für mich für Geborgenheit, Natur und unser Vereinsleben. Du hast das zu deiner Vision gemacht – warum?
Axel Deine Erzählungen haben bei mir sofort Bilder ausgelöst. Ein zusammenhängendes Blätterdach, das Schatten spendet, das Klima ausgleicht und dem Gelände dieses besondere Gefühl gibt – das ist ein starkes Bild. Nach den vielen Baumverlusten der letzten Jahre ist klar: Ganz so wird es nicht in wenigen Jahren zurückkommen. Aber dieses „grüne Dach“ als langfristige Vision ist perfekt. Es ist emotional, verständlich und zeigt zugleich, wie wichtig unsere Aufforstung ist.
Und wenn wir konsequent daran arbeiten, kann es in rund 40 Jahren wieder entstehen. Nicht morgen – aber für die nächste Generation.
Jürgen Visionen sind wichtig – aber du hast auch einen sehr konkreten Plan.
Axel Genau. Langfristige Ziele brauchen klare Schritte. Unser Zwischenziel lautet: 10.000 neue Bäume innerhalb von 10 Jahren.
Natürlich wird davon nur ein Teil zu großen, starken Bäumen heranwachsen – aber das ist normal. Entscheidend ist der kontinuierliche Aufbau: jedes Jahr neue Setzlinge, jedes Jahr Pflege, jedes Jahr etwas mehr Grün.
Jürgen Was sind deine jährlichen Hauptaufgaben?
Axel Im Grunde gibt es zwei große Blöcke:
1. Aufforstung im Herbst/Winter
Wir pflanzen junge, klimaresiliente Arten wie Stieleiche, Winterlinde, Esskastanie oder Hainbuche. Der Boden wird vorbereitet, Setzlinge gesetzt, und wir schützen sie vor Trockenheit und Wildverbiss.
2. Sicherheitsschnitt im Frühjahr/Sommer
Mindestens zweimal pro Jahr lassen wir kranke oder instabile Äste entfernen. Das schützt Wege, Sportaktivitäten und Gebäude – und stabilisiert die Bäume, die wir bereits haben.
Dazwischen kontrolliere ich Zustand, Schädlinge und Bodenfeuchtigkeit und stimme mich eng mit dem Geländewart ab.

Jürgen Mir gefällt besonders, dass du die Jugend einbindest. Warum ist dir das so wichtig?
Axel Weil Nachhaltigkeit etwas ist, das man erleben muss. Wenn Jugendliche einen Baum setzen oder ein Insektenhotel bauen, verstehen sie sofort, was es bewirkt.
Gemeinsam bauen wir Insektennisthilfen, stellen Greifvogelstangen auf, machen kleine Naturbeobachtungen und besuchen Flächen, die wir früher bepflanzt haben.
Viele von ihnen zeigen später stolz ihren Baum – das ist gelebtes Vereinsleben.
Jürgen Du investierst viel Zeit in die Suche nach Fördermitteln. Was ist deine Motivation dahinter?
Axel Ich möchte, dass unsere Mitglieder spüren: Wir entwickeln unser Gelände nachhaltig, aber wir tun es verantwortungsvoll. Wenn Förderprogramme oder Stiftungen Projekte unterstützen, entsteht ein echter Mehrwert für alle. Und jeder Cent, den wir bekommen, landet direkt draußen im Wald: mehr Pflanzen, mehr Lebensräume, mehr Schutz – mehr Zukunft für unser Gelände.
Jürgen Axel, vielen Dank für das Gespräch – und vor allem für dein unermüdliches Engagement.
Axel Danke dir. Und danke an alle, die mit anpacken – ohne die Gemeinschaft würde hier kein einziger Baum wachsen.
PS
Das Beitragsbild ist aus einem Beitrag im Hessischen Rundfunk vom 24.05.2024 zum Thema „Wiederaufforstung unseres Geländes“: https://www.youtube.com/watch?v=ruEsIzSHjAE
Der Beitrag endet mit einem Ausblick: Das Gelände soll in den kommenden Jahren Schritt für Schritt weiterentwickelt werden — unter Einbindung von Mitgliedern, Mitgliedsbeiträgen und lokalen Partnern — mit dem Ziel, einen lebendigen, ökologisch wertvollen Raum für Gemeinschaft und Natur zu gestalten.